Kläranlagenneubau

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

die Stadt Scheßlitz wurde schon in früheren Jahren von den Aufsichtsbehörden dazu aufgefordert, die dringend notwendige Verbesserung der Abwasserbehandlung anzugehen, denn die vom Gesetzgeber gestellten Anforderungen konnten nicht mehr erfüllt werden.

Der Bau der Kläranlage Giech begann 1975 für 2.500 Einwohnergleichwerte. Die Kläranlage Scheßlitz wurde 1966 gebaut und 2002 saniert, mit einer Kapazität von 10.000 Einwohnergleichwerten.
Die Planungen zur Ertüchtigung unserer Kläranlagen begannen 2018.
Es wurde zuallererst eine Studie beauftragt, um zu klären, welche Sanierungsmöglichkeiten die wirtschaftlichsten sind.
Dabei stellte man einheitlich fest, dass es Sinn macht, nur eine zentrale Kläranlage zu betreiben.
Nach einer europaweiten Ausschreibung wurde das Ingenieurbüro Miller beauftragt, die Berechnungen und Untersuchungen für den erforderlichen Neubau vorzunehmen.
Aus den daraus resultierenden Ergebnissen wurde ein Neubau der Kläranlage am jetzigen Standort in Wiesengiech als die wirtschaftlichste Lösung vorgeschlagen.

Die wichtigsten Gründe waren folgende:

  • Ein Neubau ermöglicht die Aufrechterhaltung der beiden alten Kläranlagen bis zum Anschluss an das neue System und ist in Bezug auf die Kosten kalkulierbar.
  • Es sind keine aufwendigen Notentsorgungen in der Kläranlage Scheßlitz zu bauen und das Risiko unkalkulierbarer Maßnahmen beim Bau im Bestand entfällt.
  • Die Zuleitung des Abwassers aus Scheßlitz kann in einem Freispiegelkanal erfolgen, der zwar im Moment höhere Baukosten verursacht, aber von den Unterhaltskosten einen wesentlich geringeren Aufwand verursacht als wartungs- und stromintensive Pumpwerke für den Transport der Abwässer von Giech nach Scheßlitz.

Die Entwurfsplanung stellte das Ingenieurbüro Miller, Nürnberg in der 12. öffentlichen Stadtratssitzung am 01.12.2020 vor und diese wurde einstimmig vom Stadtrat beschlossen.
Das Ingenieurbüro Miller ist spezialisiert auf den Bau von Kläranlagen und kann eine lange Referenzliste vorweisen.
Für die Stadt Scheßlitz wird hier eine zukunftsorientierte Kläranlage geplant, die natürlich technisch auf dem neuesten Stand ist und sich optimal in die Umgebung einfügt. Die geplanten Belebungs- und Nachklärbecken werden einen Abstand von mehr als 300 m zur bestehenden Wohnbebauung in Giech haben. Selbstverständlich wird die neue Kläranlage energiesparend arbeiten und natürlich durch Solarmodule und Wasserstofftechnik auch unsere Umwelt entlasten.
Grundsätzlich ist anzumerken, dass die Stadt Scheßlitz verpflichtet ist, ihre Maßnahmen wirtschaftlich (Art. 61 GO) und selbstverständlich auch rechtssicher zu planen.
Die Bereiche der Abwasserentsorgung und Wasserversorgung müssen nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) kostendeckend betrieben werden.
Dies erfolgt regelmäßig durch die Erhebung von Gebühren und Beiträgen. Im Bedarfsfall können durch den Erlass einer Verbesserungssatzung Beiträge von allen Grundstückseigentümern erhoben werden
Um die Belastung der Bürger möglichst gering zu halten, sehen wir uns auch in der Pflicht, alle möglichen Fördermaßnahmen zu nutzen.
Dies ist uns gelungen, indem wir durch aufwendige Berechnungen und Nachweise in das Förderprogramm der Richtlinie für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas 2018) mit Härtefallregelung aufgenommen wurden.
Diese Fördergelder kommen allen Beitragszahlern zu Gute.
Der Fördergeber prüft sorgfältig, ob die Stadt Scheßlitz die wirtschaftlichste Lösung plant. Sollte dies nicht der Fall sein, können Fördergelder verloren gehen, die dann wiederum von allen Beitragszahlern erhoben werden müssen.
Als Ergebnis aus den Planungen, Berechnungen und Prüfungen durch das Büro Miller ist der Neubau der Kläranlage in Wiesengiech die wirtschaftlichste Lösung.
Im Rahmen der laufenden wasserrechtlichen sowie baurechtlichen Genehmigungsverfahren wird die vorliegende Entwurfsplanung durch die zuständigen Genehmigungsbehörden fachtechnisch und formal intensiv geprüft.

Zum Grunderwerb darf ich Folgendes anmerken:
Auch hier gilt bei der Auswahl, dass die planungstechnisch beste sowie wirtschaftlichste Lösung gesucht werden muss.
Unter Berücksichtigung beider Betrachtungen ist das Grundstück neben der Kläranlage das zu favorisierende, denn hier musste immer das Ziel sein, dass die Abwässer im Freispiegelkanal zugeführt werden können. Diese Möglichkeit würde bei einem weiter entfernten Grundstück nicht mehr bestehen.
Es wurde mit mehreren Grundstückseigentümern verhandelt, mit dem Ergebnis, dass das Grundstück für die wirtschaftlichste Lösung erworben werden konnte.
Die Zuleitungen zur neuen Kläranlage sind in der wasserrechtlichen und baurechtlichen Prüfung und werden nach Eingang der Prüfung auf unserer Website veröffentlicht.
Für die Zuleitung zur Kläranlage und Sanierung der Mischwasserbehandlung Giech sind umfangreiche Kanalbaumaßnahmen im Bereich „ Am Bahndamm“ erforderlich.
Diese beginnen im Frühjahr 2021 und werden ebenfalls auf unserer Website veröffentlicht.
Die direkten Anlieger werden persönlich informiert.
Die Zufahrt zu den Baumaßnahmen wird über die Ortsstraße „Am Pölich“ von der „Drosendorfer Straße“ zur Straße „Am Bahndamm“ erfolgen und kann ohne Probleme so gewährleistet werden.
Die Kostenvergleichsberechnungen wurden erstellt und sind Bestandteil der Prüfung zur Genehmigung durch das Wasserwirtschaftsamt Kronach.
Die Kläranlage des Milchhofes bleibt am Standort Scheßlitz und wird in Eigenverantwortung des Milchhofes betrieben.
Die Fragen der neu gegründeten „Anliegergemeinschaft Kläranlage Giech“ wurden in einer Videokonferenz mit dem Büro Miller diskutiert und im Genehmigungsverfahren werden die Bedenken bzgl. Emissionen und Immissionen von den Fachbehörden geprüft.
Bei einem weiteren Ortstermin mit der Anliegergemeinschaft wurde eine Verlegung der Kläranlage um ca. 600 Meter in Richtung Bamberg gefordert.
Das Büro Miller hat die Mehrkosten auf ca. 2,1 Millionen Euro geschätzt! Diese sind nicht förderfähig und wären von allen Einwohnern unserer Großgemeinde über die Gebühren, Beiträge bzw. Verbesserungsbeiträge zu bezahlen.
Dies hat der Stadtrat Scheßlitz mit einstimmigem Beschluss abgelehnt.
Ein Flyer der Anwohnergemeinschaft wurde in Umlauf gebracht, dessen Inhalt einer Richtigstellung bedarf. Zu Ihrer Information haben wir die Stellungnahme des Büros Miller, Nürnberg, ebenfalls auf unserer Website veröffentlicht.

Gerne stehe ich oder die Mitarbeiter der Verwaltung für Ihre Fragen zur Verfügung.

Roland Kauper
1. Bürgermeister

Neubau Kläranlage Scheßlitz
Anliegergemeinschaft Giech

 

nachfolgend eine kurze Stellungnahme zu den Aussagen im Flyer der Anliegergemeinschaft:

Abstand Wohnbebauung
Die biologische Reinigungsstufe der bestehenden Kläranlage am Standort Scheßlitz hat aktuell einen Abstand von weniger als 220 m zur nächstgelegenen Wohnbebauung.
Durch den Neubau der Kläranlage am Standort Giech erfolgt eine Verbesserung für das gesamte Stadtgebiet.
Die geplanten Belebungs- und Nachklärbecken der neuen Kläranlage am Standort Giech haben einen Abstand von mehr als 300 m zur nächstgelegenen Wohnbebauung.

Ausbaugröße
Die Ausbaugröße der bestehenden Kläranlage Scheßlitz beträgt 10.000 EW. Die Ausbaugröße der bestehenden Kläranlage Giech beträgt 2.500 EW.
Bei Zusammenführung der beiden Anlagen ist unter Berücksichtigung der aktuellen und zukünftigen Belastungen eine Ausbaugröße der neuen Kläranlage von 10.000 EW ausreichend.

Emissionen
Die vorhandene Kläranlage Giech ist mit einem Tropfkörper ausgeführt. Hierbei wird das Abwasser über einen Drehsprenger in Tropfen gleichmäßig auf der Oberfläche verteilt.
Das bestehende Verfahren führt konstruktionsbedingt zur Bildung von Aerosolen. Die bestehende Kläranlage in Scheßlitz wird aktuell mit dem gleichen Verfahren betrieben.
Bei der neu geplanten Anlage in Giech wird das Abwasser künftig unter dem Wasserspiegel (kein Kontakt mit der Umgebungsluft) in das Belebungsbecken eingeleitet.
Grundsätzlich wurden die angeführten Punkte in der Stadtratssitzung zur Entscheidung der Vorplanung ausführlich diskutiert. Ein Hinweis hierauf sollte bei einer Gegendarstellung im Netz berücksichtigt werden.

Freundliche Grüße

Thilo Brunner
Dipl.-Ing.(FH)
Abteilungsleiter Kläranlagenplanung